Arnold Metzen Beiträge zur westeuropäischen Kulturgeschichte
  2017
 
EXKURSION   2017

Basse-Normandie

24. 5. 2017 :   Anreisetag
25. /  26. /  27.  Mai


Die Idee zu dieser Exkursion wuchs aus einem Gespräch im Freundeskreis um den 'Teppich von Bayeux' als einem Zeugnis geschichtlicher Ereignisse.
Zurückliegende  Exkursionen bedienten Schwerpunkte, die  neben den vor- und frühgeschichtlich-archäolo-gischen Themen auch die römische Präsenz, die romano-keltisch-germanische Spätantike, wie auch die Synergien aus karolingischen und salischen Leistungen im Verbund mit der Kirche an Zielorten berücksichtigten. Das waren Grundelemente einer sich formatierenden, neuen europäischen Gesellschaft und damit die urtümliche Platform des gegenwärtigen europäischen Identitätsverständnisses.
Unberücksichtigt war bis dato die Peripherie der nordwestl. Flanke : jener Raum, der einer eigenen historischen Agenda folgte, und zwar, was die Mission/Kirche betraf, wie auch deren quasi symbiotische Verflechtung mit den Machtzentren. Die Quellensituation ist hinsichtlich der Kolonisation Britanniens seitens der Normannen nicht sonderlich ergiebig. Umso wertvoller erwies sich jene gestickte Bildsequenz, die ein Segment der Ereignisgeschichte des 11. Jh. an der Kanalküste vor Augen führt :  die Eroberung Englands durch den (vom eidbrüchigen britischen Earl Harald sich betrogen fühlenden ) Herzog der Normandie Guillaume II. Durch diesen strategischen Akt wurde für ca. ein Jahrhundert ein normannisches England geschaffen und  ein vom normannischen England bis ins 13. Jh. weitgehend dominiertes Westfrankreich - unabhängig von der französischen Krone
Ein bildnerisch erzählendes Dokument wie dieses verdiente einen Besuch.

Andere Ziele wie Schloss Falaise und Caen, aber ebenso das Thema um die Motte als erster Burgform waren als
thematische 'Vorhut'  zu Darstellungen auf dem Teppich von Bayeux gewählt.

Und natürlich unterwegs : ein neolithisches Grab, das in seiner Architektur noch ganz aus dem religiösen Weltbild des  mesolithzeitlichen Matriarchats seine Gestalt bezog.


25.5. 2017   -   1. Programmtag
Als lockerer Start:
Le Breuil-en-Auge
:
Chateau de Breuil:  Calvados-Destille :  Führung durch die Herstellungsanlage.
Im Park :  Zur Geschichte der Normandie ab Neolithikum bis z. Tod Wilhelm d. Eroberers

Les Champeaux-en-Auge / Ferme du Ronceray :
Maison Charlotte Corday
Geschichtl. Zusammenhänge z. Endphase der französischen Revolution und um die Tötung des exzessiv propagierenden Revolutionärs J.P. Marat durch Charlotte Corday. Die Parteien der Cordeliers vs. Girondisten. Charakterisierung der Protagonisten.

Falaise
Chateau de Falaise
Geburtsort des Guillaume Le Conquerant (Wilhelm der Bastard / nach Sieg bei Hastings :'der Eroberer')
Besuch der historisch (13. Jh.) restaurierten Bereiche der Burganlage.
Einstimmung auf den Teppich von Bayeux.

Grimbosque
Archäologisches Bodendenkmal zum Thema : erster Burg-Typus : Die Motte (Motte féodale)
11. Jh. / Salierzeit  : Pyramidal sozialer Herrschaftsaufbau : Die Ministerialen  / Feudalherrschaftliches Lehenswesen (Grundherrschaft) als Struktur wirtschaftlicher Grundlage des Staates auf der Basis der Vilikations- und Fronhofsverfassung /  Die daraus erwachsenen Bedrohungspotentiale.  Sicherung der Güter und der Führungsclans selbst. Wehrhafte Wohntürme zum Selbstschutz vor den Untertanen und Begehrlichkeiten benachbarter Güter.
Das Bauprinzip der 'Motte' : Artfizielle, konstruktiv lagenweise aufgeschichtete Rundhügel (Kreiskegelstumpf) mit aufgesetztem Wehr- = Wohnturm aus Stein + Holz, Anlage umfasst von Graben (-aushub für:  ) und Damm. Zugehörige Bedienstetensiedlung archäologisch fassbar : extreme Mittellosigkeit der Untergebenen u. Fehlen jeglichen Wohlergehens archäologisch nachweisbar.
Erläuterungen vor  Ort zur techn. Anlagenplanung u. der feudal-gesellschaftlichen Grundlage.     Verbreitung.
 
Caen
Chateau du Guillaume le Conquerant.   Begehung der 1066 erbauten Burganlage .
(1066 : Eroberung Englands infolge der Schlacht bei Hastings / Guillaume König von England u. der Normandie)


26.5.2017  -  2. Programmtag
Colombiers-sur- Seulles
Grundformat eines Hügelgrabes des frühneolithischen Horizontes. Gut erhaltener Orthostaten-Gang und -Cella :  zur Aufnahme eines Toten. Das Grundrissschema bildet die religiöse Idee ab : seitlich mit Orthostaten flankierter Zuweg (= Geburtskanal) >> führt zum Zentrum, der von Orthostaten umstellten Cella = dem Uterus der Mutter-Erde  als Wandlungsort des dort gebetteten Verstorbenen, um aus diesem 'Gefäß' heraus wiedergeboren zu werden. Der (hier nicht mehr vorhandene) Hügel über der Szene stellte - so die Auffassung der Neolithiker - den schwangenen Bauch der Mutter Erde dar.
(Grundidee aller Kurgane , Pyramiden und : jedem Erdgrab,  etc.)
Verweis auf weitere Anlagen dieses Typs in der Bretagne (s. Grundrisse d. Anlagen Kerkado, Gavr'inis u.a.)

Bayeux
Musée de la Tapisserie
Vorbemerkungen  zum Teppich von Bayeux : Überlieferung der Geschichte um die Einfälle der Nordmänner in die Normandie und Britannien. Die ambivalenten Darstellungen schriftl. Zeugnisse und der relevanten Gestalten und Handlungen im Vorfeld der Schlacht bei Hastings 1066, dem Tod des engl. Königs Harald und dem Sieg Guillaume II de Normandie > zum  Guillaume I , König von England + Normandie.
Besichtigung des ca. 70 m langen Teppichs, bestickt mit den pitoresken Szenensequenzen mit integrierten lateinischen Begleittexten sowie  der Randleistenbilder mit äsop'schen Fabelzuordnungen u.a. Symbol-phantasmen.

Port-en-Bessin-Huppain
Treff: La Tour Vauban mit Blick über die Bucht 'Omaha-Beach'
Anmerkungen zum politisch-geschichtlichen Rahmen (ab 1940) der D-Day-Invasion 1945 : die Operation Overlord. Die Bauanlagen des Westwalls. Die Strategie der Alliierten. Der Befreiungsakt.

27.5. 2017
3. Exkursionstag
Le Mont St. Michel
Zwar hatten vom ' heiligen Berg' der Normandie alle Teilnehmer von früheren Besuchen ein Bild vor Augen, doch gab es ein einhelliges Signal, dieses wundersame, ambitionierte Baugebilde einer dereinst bedingungslosen Frömmigkeit erneut zu besuchen. Es war somit eine Wiederbegegnung mit der Kirchen- und Baugeschichte des Mittelalters und nun auch aktuell mit jener Szene des vortags gesehenen Teppichs von Bayeux mit der Szene,
als
''WILLEM:DUX:ET:EXERCITUS:EIUS:VENERUNT:ADMONTE MICHAELIS ET HIC: TRANSIERUNT:FLUMEN:COSNONIS:ET VENERUNT AD DOL:ET CONAN:FUGA VERTIT:HICHAROLD:DUX:TRAHEBAT:EOS:DEARENA''
Diese Brücke zum Teppich von Bayeux warf nun ein Seitenlicht auf die Perspektive der Bedeutung des Berges.

Anmerkungen zur Geschichte der Baustufen  ab der Traumrealisierung des Bischofs von Avranches-  708 n.Chr. bis zur großen Ergänzungs-, Erweiterungs-, Erhöhungs- und Eintiefungsbebauung (Krypta) ab 11. Jh.
Diese Baustufen erforderten 500 Jahre,- bis an die geschichtl. Grenze der Neuzeit. Somit präsentieren sich hier in Teilen die Romanik, die Gotik und der Klassizismus.
Ein Rundgang durch ein ''merveille''  !

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