Arnold Metzen Beiträge zur westeuropäischen Kulturgeschichte
  2012
 
2012

18. + 19. 5.
Deutschland - Luxembourg - Belgien



I

9:15
Echternach / Lux.   = Epternacum
                                      Villa Romaine
(s. auch Exkursion 2005)





©Arnold Metzen


1.  Erweiterte Rekapitulation des hier in 2005 vorgetr. Geschichtsüberblicks.

Diese einst röm. Villa inkl. zugehöriger Latifundien wurde nach dem Rückzug Roms aus d. Nordprovinzen Ende des 5. Jh.zu einer neuen Schaltstelle des sich formierenden f r ä n k i s c h e n Adels (hier in personam des Landgrafen Chucu/Hugo und Irmina v. Oeren) und dessen ordnungspolitischer Ambitionen ab d. Ende 5. bis z. 7.Jh. (s. hierzu Exkursion 2005  :  Epternacum =  Eigentum/Domäne d. fränkischen Fam. der Irmina von Oeren ('portionem meam') ) und ihrer später als Äbtissin vorausplanenden Konsenspolitik mit der Kirche und den weltlichen Machtzentren. 
Vergl. Exkursionsthema 2005 : Kooperation Irmina von Oeren mit d. angelsächsischen hl. Willibrord (Missionar/Erbauer Kloster Echternach) einerseits und ihrer Heiratspolitik: Vermählung der Töchter Plektudis mit d. Enkel des Arnulf von Metz : Pippin d. M.(= Eltern des Karl Martell !) sowie Tochter Bertrada mit Pippin III (d. J.) =  Eltern von Karl dem Großen. Echternach somit bedeutende Lokation im Zuge der Entstehung des fränkischen Reichs.

2.  2012 -Thema-Fortsetzung von 2005:
 
Die historischen Fakten Ende d. 5.Jh. in der Belgica II. Autonomes Reich d. Syagrius in N-Frankreich , die von Rom gen.Siedlungsakzeptanz und d. Föderatenstatus des Salfranken unter Merowech (Sohn d. Chlodio) u.dessen Sohn Childerich. Geschichtl. Überblick (u.a. gem. Gregor von Tour) :
Der Auftakt zu strategischen Ambitionen des CHILDERICH  I (inkl. Tumulus zu Tournai) >>> = fränkischer Heerkönig (s. Ring mit Inzision 'Childerici regis'. Darstellung d. Vita des Childerich I sowie dessen Kontakte zum oström. Kaiserhaus (s. Grab d. Childerich/ Beigaben-Katalog).
Childerichs weitsichtige Heiratspolitik (leider im wissenschaftl. Betrieb bisher vernachlässigte Komponente) . Darstellung selbiger anhand meines Kartenschemas + Kladogramms mit der Heiratsvernetzung (Clan-Verflechtungen) >>>
" Childerich heiratet  Basina, vorm. Königin der Thüringer .
Childerich verheiratet seine Tochter Audofleda mit Theoderich d. Großen(= Ostgote, Adoptivsohn des oström. Kaisers )
Theoderichs und Audofledas Tochter = Amalaswintha heiratet den westgotischen Heerführer Eurich (Südfrankreich) >> deren Tochter Brunichilde heiratet den Austrasier Sigibert v. Köln u. ist Königin d. Burgunden.  Deren Tochter Chlodechilde wiederum heiratet Konig Chlodwig I (Childerichs Sohn), den König der Franken.

Zweifellos war so von Childerich bereits ein ethnisches Netzwerk avisiert worden, das die divergierenden Kräfte der Stammesegoismen entgegenwirken sollte mit dem Ziel, den Kontinent in politisch geordnetes Fahrwasser zu steuern.
Tatsächlich initiierten in der historischen Rückschau die Auswirkungen dieser Clan-Verbindungen  die Grundzüge der westeuropäischen Kulturgeschichte als einen autonom inszenierten Neustart der Geschichte nach dem Zerfall der Okkupationsmacht Rom und der Barbarei der Völkerwanderung. Die These von der 'Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt' muss unter Berücksichtigung dieses Impulses/Strategie zumindest relativiert werden.
(s. hierzu  meine Karte mit Kladogramm zu den ethnischen Verflechtungen ."  ©Arnold.Metzen





Die Tragweite der von Irmina v. Oeren lancierten Verbindungen (Willibrord , sowie die Verehelichung der Töchter mit den Hausmeiern) rückte Echternach in der Wahrnehmung jener Zeit in eine Spitzenposition. Hier in dieser Villa wurden Weichen gestellt.


II

Berdorf / Lux.
Kath. Pfarrkirche

Objekt :   Hauptaltar =  Römischer Viergötterstein

'Viergöttersteine' waren die tragenden Sockelsteine der 'Jupiter-Gigantensäulen'. Diese fungierten in römischen Villen/Höfen als religiös motivierte apotropäische Schutzobjekte ( hier: der 'Beronis Villa').
Als markante Hochreliefs sind auf vertieften Untergrund die Gottheiten Minerva,  Apollo, Juno und Hercules mit ihren jeweiligen Insignien dargestellt. Diese Vier sind verwandtschaftlich mit Jupiter verbunden.
Erläuterung der Funktionen und Insignien der 4 Gottheiten.
Hinweis zur Translatio des Viergöttersteins  ca. 1832 aus der
ehem. Villenlokation Beronis Villa /archäol. bestimmt) in den
Kirchenneubau.

Zu würdigen ist die generöse Haltung der Kirche, einem Torso eines heidnischen Kultobjekts eine solch zentrale Position zuzubilligen.


III

Eschfeld  (D)
West-Eifel

Kirche Sta. Luzia / Allround-Innenraumausmalung: Die Bibel im Bild (Genre : Naive Malerei)

Ob in den harten, armen  Jahren nach 1900 in diesem abgelegen, rauhen und redensartig 'gottverlassenen' Landstrich der junge Priester Christoph März als Pfarrer eingeführt wurde und seine immerhin fast neue, aber karg und kalt ausgestattete Kirche sah, mag er auf den Gedanken gekommen sein, einen Kontrapunkt gegen diese von keinem tröstenden Charme beschenkten Ort zu setzen. Er selbst, eine fromme u. bodenständige Persönlichkeit ....

(kurze Charakterisierung seiner Persönlichkeit)

...   mit künstlerischen Ambitionen, malte sich wohl aus, dass er die Verinnerlichung der biblichen Botschaft seiner Klientel seelsorgerisch nicht allein vermittels des üblichen Ritualkanons und Kanzelreden erreichen würde, sondern durch Ansprache der Sinne.
So präsentiert er ein 'Lehrbuch der Heilsgeschichte' auf allen Wand- und Deckenflächen, die er thematisch geordnet mit ca. 1000 biblichen Gestalten des AT und NT in Landschaften und Szenen in sehr lebendiger, auch heiterer, immer aber in natürlich verständlicher Bildhaftigkeit -  in ein großartiges Gesamtwerk übertrug. (1906 - 1921)

( Empfehlenswert :  In der Kirche hinten liegen Info-Broschüren aus mit einem betexteten Übersichtsplan zu den Bildszenen)

Sehenswert auch die Skulptur der Anna Selbtritt über dem rechten Seitenaltar und die 116 von Pastor März geschnitzten Wandvertäfelungen.

Vor der Kirche :  ein romanischer Taufstein, der bei der alten Kirche im Unterdorf ausgegraben wurde.

Ein überwältigendes Ensemble ! Ein Kleinod !



IV

Hohes Venn
bei  Baraque Michel

Nord-Eifel: Hochmoor, 4500 ha zwischen Monschau (D) und Spa (B) , Teil des linksrheinischen Schiefergebirges, ca. 700 m üNN.
Venn-Wanderung bei Baraque Michel
Landschaftscharakter :  Savanne , Buschland,
Wanderwege: Knüppelkonstruktion u.festere Torfflä.
Erläuterungen mit Schemakarten zu :
Geologie  : Trog der Variskischen Geosynklinale oberhalb des dort lokal noch hervortretenden Kambriumsockels =  'Vennwacken' (600 Mio J.), d.h., älter als die Alpenauffaltung!. 2 Hebungsphasen, 350 Vulkane (1. Phase);  das Massiv von Stavelot =  Kambrium /  erste Fossilien. Schieferbildung- Wasserstau+Vegetation >  Moorbildung.
Kulturgeschichtl. Anmerkungen : 
1. Römische Indikatoren z. Nutzung :
    Archäologie :  Via Mansuerisca (moorwegsame Römerstraße)
                        Konstruktionsmerkmale erläut.
2. Torfgewinnung bis Neuzeit (jetzt eingestellt)
Flora und Fauna.

V
Übernachtung :  Robertville (B). 
                        Relais de Poste                     
                        Rue du Lac 16
                        (ehem. Poststation, 1738)


VI


AACHEN

Karolingische Kaiser-Pfalz
Pfalzkapelle =  Dom

Fränkisches Reich
8. Jh n.Chr.
Karl (742 - 814 / ab 800: d. Große) = Sohn des Königs  Pippin III und der Bertrada d.J. (= Enkelin d. Irmina v. Oeren / s. Villa Epternacum/Echternach).
Karl wurde nach Tod d. Bruders Karlmann 771 Alleinherrscher ü. das Reich. Ausdehnungs- und Konsolidierungsstreben hin zu einem fränkischen Europa.
Karls Vater, Pippin III, begann im Bereich der heißen Quellen des kelt. Heilgottes Grannus , gen. 'Aquae Granni' = Thermen der röm. Legion, eine Palatio mit Aula, Therme (und Kapelle) zu bauen. Sohn Karl errichtete die Kapelle schließl. als Oktogon in byzantinischem Stil und Ausstattung nach dem Vorbild d. Hofkirche d. röm. Kaisers Justinians, bzw.der Grabkirche Theoderichs in Ravenna.
Vor Ort :
meine Erläuterungen zur geschichtl. Situation >> d. Machtverhältnisse in Europa d. Ende 8./ Beginn 9. Jh..
Die Synergien Kirche - Staat (vergl. meine Erläut. in Metz 2006 u. Echternach 2006 u. 2012 zur Jumélage von Staat u. Kirche als systemische Einheit. Das Europa Karls d. Gr. >> Kartenübersicht, Vernetzung der Zentren;  Kladogramm zur Verzahnung der königl.- / respektiv der päpstl. Macht.

Erläuterungen zu Gebäude u. Ausstatt. d. Pfalzkapelle :
Oktogon und Kuppelkonstrukt.
Oktogon-Symbolik
Die Ebenen
Der gotische Westchor
Der Kaiser-Thron
Die Grablegen-Varianten

Anmerkung : Diese Erläuterungen konnten wegen einer stattfindenen Hochzeit und Besucherfülle nicht umfassend vorgebracht werden. Es blieb vorerst bei einer Besichtigung.
Die Anmerkungen zu d. Architekturdetails des Kirchenkonzepts mit Oktogon werde ich bei nächster Exkursionsgelegenheit anläßlich eines Besuchs der Kirche von Ottmarsheim (Südelsass) nachholen.

Aix (Aachen) :  der Hof als Zentrum der Gelehrsamkeit, der Gesetzgebung und d. Macht.



IIV

Schloss Jehay

Von Aachen via A3 , bei Liège auf A15 bis St. Georges >  Ausfahrt 5 >  JEHAY (nördlich von AMAY ).

Zum Abschluss ein Ziel, das eine so andere Faszination und Mischung aus sehr persönlicher, individueller Schloss-/Gartengestaltung ausstrahlt, etwas versteckt liegt und nur wenige bisher kennen. Das bauliche Ensemble mitsamt seinem gepflegten Park : alles total romantisch . Der letzte Schlossherr, Guy van den Steen, der es verstand zu leben und u.a. auch Bildhauer war, schuf lebensgroße bronzene Frauenfiguren, die dem Parkerkunder von ihren Träumen erzählen;  und diverse andere in den Räumen des Schlosses :
Statuetten, Büsten, Reliefs etc.




Ein Flair ohnegleichen.  Einfach hinfahren und sich freuen.

Zur Zeit wird unter der Regie der Provinzverwaltung saniert. Wenn mal alles fertig ist, dürfte ein lebendiger Tourismus die jetzige friedliche Ruhe ablösen.
Zur Vorbereitung :  Googeln Sie fleißig !



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