Hieros Gamos
(in religions-urgeschichtlichem Zusammenhang, in der Mystik, in mythischer (göttlicher/schöpferischer) Gestaltenpaarung) : Vollzug der 'Heiligen Hochzeit' bzw. 'Heilige Paarung'
Thematisiert wird :
Das duale System der Natur.
Die Personifizierung der dual gegenständig positionierten Pole.
Diese : projiziert in einen (zuerst) Astral-Mythos : darin Hauptakteure und Repräsentanten : Mond (-göttin) und die Sonne (höchste Gottheit). Als Paar zeugen sie (als Fruchtbakeitsgestus) den Sonnen-/Lichtsohn. Diese Himmelspaarung wird übertragen auf die menschlische Ebene. Der König (als Sonnensohn) vollzieht den Hieros Gamos (die heilige Paarung) mit der Mondenpriesterin im Tempel 'auf dem Berg'/= Zikkurat (z.B. Dur Kurigalzu/Mesopothamien: im Tempel von Sin und Schamasch (Mond u. Sonne).
Der Sonne-Mond-Mythos ist die Konsequenz aus der neuen Kultformatierung mit dem Aufbruch ins Neolithikum und dem Beginn der Agrikultur/Sesshaftigkeit/Städtebau (Sonnengottkulte) als Gegenpol zum Nomaden-Hirtentum (Mondkulte). Wie das Nomadentum wird ab diesem Ereignis dem weiblichen Element die 'untergeordnete' Position zugewiesen. Hierzu siehe Astralmythos : wie der Mond erst durch das Empfangen des Lichts der Sonne leuchtet , so gebiert der Mond das neue Licht (Sohnkind / vergl. Isis mit Horussohn auf dem Schoß).
Der Mythos um den Hieros Gamos ist weltweit so oder in einer dem Wesen gemäß gleichartiger Ausprägung nachgewiesen.
Beispiele : Sakralkunstobjekte, heilige Texte aus diversen Kulturkreisen.
Dieser Astral-/Naturalmythos wurde im Zuge der Christianisierung - gefördert durch die frühen griechisch/kleinasiatischen Philosophenschulen ab 6.Jh bC - auf eine transzendente Ebene gehoben.
Ergebnis : Die Mond(-sichel) -frau (Maria) gebiert jungfräulich den Sohn (das Lichtkind = der Logos = das 'Wort' / 'ich bin das Licht der Welt' etc.).
Daraus postuliert :
Der ursprüngliche Astralmythos setzt sich in einem gewissen Bildprogramm in der christlichen (Teil-) Rezeption fort; so in etlichen Ritualen (z.B. Tauf-/Weihwasserweihe u.a.)
Der Vortrag geht auf viele Zwischenstufen ein, die in Mythentexten Niederschlag gefunden haben.
|